Die Fahrt von Iringa zur tanzanisch-malawischen Grenze war eigentlich
unspektakulär. Christo hatte zwischenzeitlich ein Problem damit, unverbleites
Benzin für seinen Tank aufzutreiben. Ich bin dann mit Jim schon ein Stück
vorausgefahren, wir haben dann auf einem kleinen Parkplatz an der Straße auf Christo
gewartet. Der Rundblick auf die umliegenden Felder kam mir irgendwie vertraut
vor – möglicherweise eine Nachwirkung der deutschen Kolonialherrschaft.
Der Grenzübertritt von Tanzania nach Malawi verlief wieder nach dem
gleichen Muster: Passkontrolle, Visum, Auto verzollen und versichern. Probleme
gab es diesmal keine. Auffällig war schon hier die ausnehmende Offenheit und
Freundlichkeit, die uns in Malawi von allen Menschen, denen wir begegnet sind,
entgegengebracht wurde. Polizeikontrollen sind hier eigentlich noch häufiger
als in Tanzania, aber wir wurden nie nach Papieren gefragt, sondern immer nur
danach, wo wir herkommen und ob es uns in Malawi gefällt und das wir doch zu Hause
erzählen sollen, wie schön es hier ist, was ich hiermit tue.
Die Straße, die vom Norden nach Süden am Ostufer des Lake Malawi verläuft,
wird überwiegend als Radweg genutzt. Ein bisschen kommt man sich vor wie in
Holland (ohne Käse). Was auch hier sehr angenehm im Vergleich zu Südafrika
auffällt ist die Abwesenheit von Drahtzäunen.
Die Nacht verbringen wir auf dem Zeltplatz einer Lodge, zu der auch ein
Restaurant gehört. Zum Preis von umgerechnet 4 € gibt es ein passables
Abendessen. Das einheimische Bier namens Kuche Kuche ist auch gut, wobei auf
dem Etikett vermerkt ist, daß hier die Dänen (Karlsberg) ihre Hand im Spiel
haben.
Den nächsten Tag bleiben wir hier, um wieder mal Klamotten zu waschen. Am
Vormittag wird der Zeltplatz von Büschelmücken (Lake Flies) überfallen. Wie uns
einer der Angestellten erzählt, werden die von den Einheimischen aber nicht als
Plage empfunden, sondern in Netzen gefangen, zu Fladen geformt, auf nicht näher
bezeichnete Weise zubereitet und gegessen. Mir reicht es aber schon, daß das
Innere meines Defenders nach dem Überfall schwarz von diesen Viechern ist. Essen
muß ich sie dann nicht noch. Wenigstens stechen sie nicht, und nach etwa einer halben
Stunde ist das Ganze auch ausgestanden.
Heute am Samstag sind wir dann weiter südwärts am See entlang bis nach
Nkatha Bay gefahren. Bevor wir auf dem Zeltplatz unser Lager aufschlugen, haben
wir noch etwas Gemüse und Gewürze auf dem hiesigen Marktplatz gekauft.
Bemerkenswert dort war eine Frau, die mit ihrem etwa dreijährigen Sohn auf dem
arm uns gegenüber Aufstellung nahm und offensichtlich das Kind aufforderte, uns
genau anzusehen. Auf unsere fragenden Blicke hin erklärte sie uns, daß sie
ihrem Sohn weißhäutige Menschen zeigen wollte, weil die hier halt so selten
sind. Ich hatte leider meine Kamera nicht zur Hand – der ungläubig staunende
(keineswegs erschrockene) Gesichtsausdruck wäre wirklich ein Foto wert gewesen.